Frage: Darf man lügen? Antwort: Nein. Gut, wer hat nicht schon mal etwas geschwindelt, wenn es um eine gute Ausrede ging. Ich erinnere mich zum Beispiel an meine Kindheit. War ich etwas später zu Hause als mit meinen Eltern vereinbart, half der alte Trick mit den schwarzen Händen: Kurz bevor ich zu Hause angekommen bin, noch rasch die Hände an der Fahrradkette verschmieren und dann die gute Ausrede, dass die doofe Kette schon wieder heruntergefallen ist, sich verklemmt hat und ich sie kaum noch über den Zahnkranz brachte. Oder wenn mein Vater Rauch roch, war der natürlich immer von meinen Kollegen.
Bei meinen eigenen Kindern verfuhr ich ähnlich: Lügen habe ich keine toleriert, eine kleine, harmlose Schwindelei habe ich auch mal durchgelassen. Die Grenze jedoch war immer strikt und wir hatten einen Kodex, der das auch sicherstellte.
Kompromisslose Ehrlichkeit setze ich im Geschäftsleben voraus. Leider scheinen das nicht alle gleich zu sehen. Schon seit einiger Zeit macht die Allianz viel, sehr viel Druck, dass alle Kunden im Fall eines Hagelschadens in das Drive-In gehen.
Die meisten gehorchen. Aber der eine oder andere will oder kann nicht. Kein Problem sei das, wurde einem Journalisten vom Radio SRF 1 gesagt. Diese Aussage ist denn auch der Titel der Sendung Espresso vom 24. 9. 2012. Den Link zu dieser Sendung und weitere Infos sind hier: http://hagelschaden.ch/aktuell.html
Leider sieht dann die Praxis anders aus: Die Allianz Suisse verweigert uns die Bezahlung von zwei Rechnungen. In beiden Fällen haben die Kunden das Drive-In nicht besucht. In einem Fall, weil es aufgrund von Ferien nicht gepasst hat, im anderen Fall, weil das Drive-In 60 Kilometer entfernt war und die Kundin keine Lust hatte, einen halben Arbeitstag zu verlieren.
In beiden Fällen hatte die Allianz genügend Zeit, die Fahrzeuge zu besichtigen: Zwischen Avisierung des Reparaturtermins und effektiver Ausführung verstrichen im einen Fall 14 Tage und im anderen Fall 26 Tage. Eigentlich genügend Zeit für einen Grosskonzern wie die Allianz, um eine Besichtigung zu veranlassen. Oder einen externen Gutachter zu beauftragen. Oder Föteli vom Schaden zu verlangen. Oder, oder, oder.
Mit Verlaub: Wenn doch die Allianz, wie ich auf ihrer Homepage lese, den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ins Gesicht blicken will und dafür eine Plattform initiiert, die gemeinsam mit Institutionen aus allen Gesellschaftsschichten versucht, Antworten auf die demographische Entwicklung, Umwelt und Klimaschutz, nachhaltiges Wachstum und die Zukunft Europas zu finden, sollte sie doch in der Lage sein, ein beschädigtes Auto zu besichtigen.
Interessanterweise haben wir alle anderen Hagelschäden im 2012 mit allen anderen Versicherungen ohne die geringsten Probleme abgewickelt. Um die zwei Fälle kümmern sich jetzt die Gerichte. Ich habe sie einem Anwalt zur Bearbeitung übergeben – so muss ich mich nicht mehr ärgern.