7 (!) Jahre ist es nun her, dass das KTI die Studie betreffend des mangelhaft instandgesetzten Passats veröffentlicht hat. Jedem Fachmann hätte diese Studie die Augen öffnen sollen: Ein falsch repariertes Auto kann über Leben und Tod entscheiden.
Nach wie vor ist ein Teil meiner Kollegen beratungsresistent. Immer wieder sehe ich – sei es aufgrund eines Gutachtens, welches wir ausführen durften oder aufgrund von mir zugespielten Bildern – falsch reparierte Fahrzeuge.
Ein Klassiker stellen dabei Seitenschäden dar, eben solche, die das KTI minutiös untersucht hat. Von eingelöteten B-Säulen habe ich schon früher berichtet. Doch es gibt aktuellere Fälle. Auch wenn Versicherungsleute meinen, das komme nicht vor. Und schon gar nicht in ihren Partnerbetrieben. Doch das passiert!
Ein Klassiker ist das Herumgeschnipsel an hochfesten Stahlblechen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, wurde hier die B-Säulenverstärkung aus hochfestem Stahlblech einfach nach Gutdünken abgetrennt und eine Abschnittreparatur ausgeführt. In der Reparaturanleitung steht deutsch und deutlich, dass dieses Teil auf jeden Fall komplett ersetzt werden muss. Dies interessiert den „Fachmann“ nicht. Auch der Ersatz des Aussenblechs erfolgte nicht dort, wo es der Hersteller vorsieht.
Die eigentliche Handwerksarbeit sieht dagegen sehr sauber ausgeführt aus. Handwerklich scheint es hier nicht zu fehlen. Aber Lesen und Verstehen beherrschen scheinbar weder der ausführende Techniker noch sein Chef.
Woran das liegt? Keine Ahnung. Die 5 Euro Abrufkosten für die Reparaturanleitung im frei zugänglichen elektronischen Reparatur- und Werkstattinformationssystem von Volkswagen (erWin) sollten doch nun wirklich kein Hinderungsgrund sein. Auch nicht für diejenigen Betriebe, welche für die Versicherung für 125 Franken in der Stunde arbeiten.
Oder ist es schlicht Faulheit? Ignoranz? Leseschwäche? Weiss der Himmel. Ich würde schlecht schlafen, wenn ich mich nicht darauf verlassen könnte, dass meine Leute derartige Weisungen strikte befolgen.
Soeben ist das neue Fachbuch «KAROSSERIE Reparatur & Lackierung» von Karl Damschen erschienen. 936 Seiten Fachwissen. Schon im Vorwort schreibt der Autor:
„Insbesondere die Anforderungen an die Karosserie-Fügetechniken sind stark gestiegen… KFZ-Werkstätten sollten sich auf alle Neuerungen systematisch einstellen… Die Basis für die Fortsetzung aller zu übermittelnden Inhalten sind die aktuellen Reparaturhinweise der Fahrzeug-Hersteller. Kein Karosserie- und Lack-Instandsetzer kommt an diesen Informationen und deren fachgerechter Umsetzung vorbei …“
Ich empfehle jedem Kollegen, dieses Standardwerk beim Vogel Business Media Verlag gleich zu bestellen (https://www.vogel.de/presse/8608). Damit weniger Instandsetzungen auf gut Glück und nach Gutdünken ausgeführt werden.
