«Willst du diese Seitenwand wirklich ersetzen, das ist doch ein grosser Eingriff!»
Wer hat diesen Spruch nicht schon gehört. Und etliche meiner Kollegen haben das dann übernommen und argumentieren heute ähnlich.
«Also wegen dem Schaden muss doch keine Minderwertforderung gestellt werden, du bist doch ein Fachmann und kannst diese Seitenwand perfekt ersetzen, so dass es wieder wie neu und original ist ».
Auch das hat jeder sicher schon gehört.
Also einmal ist es ein Eingriff, und einmal nicht? Da kam mir die (wahrscheinlich veraltete) Redewendung «einmal hü und einmal hott» in den Sinn.
Begründen lässt sich das einfach: Ist die Seitenwand so stark deformiert, dass eine Instandsetzung nur mit dem Ersatz des betroffenen Bauteils in Frage kommt, stellt kein Mensch die Notwendigkeit dieses Ersatzes in Frage. Und natürlich ist es dann auch «kein grosser Eingriff».
Ist die Beschädigung jedoch nicht so offensichtlich, sieht die Seitenwand auf den ersten Blick noch recht gut aus, ist die Sache komplizierter. Dann braucht es Fachkenntnisse und vertieftes Wissen über die Konstruktion, Materialbeschaffenheit, Instandsetzungsanleitungen usw. Zudem muss beurteilt werden, wo die Beschädigung ist, wie alt das Auto ist, was für Bedürfnisse der Besitzer hat (vielleicht ist er ja mit einer leichten optischen Einschränkung und verkürzter Garantiedauer einverstanden), wie viel Restlebensdauer noch zu erwarten ist, usw. Bei einem 8-jährigen Dacia (ja ich weiss, den gibt es noch gar nicht so lange) ist sicher anders zu entscheiden als bei einem 8-jährigen Porsche.
Und es gibt natürlich, das schleckt keine Geiss weg, auch Grenzfälle, bei denen der richtige Entscheid wirklich nicht ganz einfach ist. Ich habe mich vor einiger Zeit mal etwas vertieft mit der Materie auseinandergesetzt und eine entsprechende Publikation verfasst. Hier ist sie zum Downloaden: