„Du kannst dir das gar nicht vorstellen. Dort wo früher altgediente Schadensachbearbeiter waren, sind heute Coiffeusen". Sagte kürzlich ein Versicherungsmitarbeiter zu mir, als ich mich über die mangelnde Kompetenz in den Schadenzentren beklagte.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts gegen Coiffeusen. Im Gegenteil: Ich brauche sie zwar (leider) nicht mehr. Aber die Arbeit, die die Coiffeuse bei meiner Frau leistet, weiss ich durchaus zu schätzen.
Und auch in meinem Bekanntenkreis ist die Berufsgattung vertreten. Im Mittelalter hat der Barbier nicht nur die Haarpracht der Kunden gepflegt, nein, er war auch für Körperhygiene, Wundheilung und dem Ziehen von faulen Zähnen zuständig.
Aber in der Schadenabteilung hätte ich sie nicht erwartet. Ich glaube auch nicht, dass das bei allen schweizerischen Versicherungen so ist. Ich stelle bei etlichen glücklicherweise auch heute noch eine hohe Fach- und Schadenkompetenz fest. Aber eben, nicht bei allen. Und bei denen, bei denen ich den Mangel feststelle, rege ich mich dann halt auf.
So wie in dem Fall bei dem eine „Schadenspezialistin" im Fall eines Fahrradunfalles statt 1/3 kürzt, nur einen Drittel zahlen will. Weil das so im Gesetz steht. "Wo das dann ganz genau nachzulesen ist" fragte ich. "Eben, im Gesetz". Eine genauere Quellenangabe konnte sie leider nicht machen. Auf jeden Fall stand auf dem Beobachter-Bericht, dass die Coiffeuse, sorry, die Schadenspezialistin dem Mail noch angefügt hat, nichts von 2/3 Kürzung, sondern von einem Drittel. Und dass beispielsweise die AXA und die Mobi gar nicht mehr kürzen (ausser natürlich, den Autolenker trifft wirklich eine Schuld) hat auch niemanden interessiert.
Hätte ich doch nur mehr Haare. Dann würde sich vielleicht meine Coiffeuse immer noch um ihre Kernkompetenzen kümmern und die altgediente Schadensachbearbeiterin wäre noch an ihrem alten Arbeitsplatz.