Lehrlingsmangel - Christoph Flückiger's Blog - Christoph Flückiger

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Lehrlingsmangel

Herausgegeben von in Information ·

Man hört es immer wieder: Wir haben in der Schweiz einen akuten Mangel an Lehrlingen. Das sei ein grosses Problem für die Wirtschaft und das Gewerbe. In der Tat ist es das Problem derjenigen, welche von der Ausbildung leben, also der Bildungsinstitutionen und deren Mitarbeiter.

Ich stelle immer mehr ein Fachkräftemangel in unserer Branche fest. «Eben, das ist es ja, halt doch ein Lehrlingsmangel!» wird es dem einen oder anderen durch den Kopf gehen. Irrtum: Wenn wir Lehrlinge ausbilden, welche schon kurz nach der Lehre einen anderen Beruf ausüben, bleibt der Fachkräftemangel auch trotz vielen Lehrabgängern bestehen.

Wie viele ausgebildete Fachleute wandern eigentlich ab? Ich habe das in meinem Unternehmen etwas vertieft analysiert. Vor 52 Jahren begann der erste Lehrling in der Flückiger AG eine Lehre. In der Zwischenzeit haben wir 46 Carrosseriespengler und Autolackierer erfolgreich ausgebildet. Von diesen 46 Berufsleuten sind heute meines Wissens nach noch 16 im ursprünglichen, angestammten Beruf tätig (respektive 2 gingen in Pension, haben jedoch den Beruf immer ausgeübt). Zwei Drittel der Ausbildungen waren so gesehen für die Katz. Natürlich nicht für den betreffenden Lehrling selbst, aber unserer Branche dienen sie nicht mehr. Ich stelle fest, dass die Abwanderung in andere Branchen bei jüngeren Leuten zunehmend ist. Hier wäre vielleicht eine Studie nützlich, welche die Schweiz weit relevanten Zahlen aufzeigt.

Die Fluktuation in den Carrosserieberufen scheint mir hoch. Insbesondere die Ausbildung des Carrosseriespenglers ist sehr aufwändig. Wer meint, ein Lehrling trage seine Kosten durch die geleistete Arbeit oder er rentiere sogar, irrt. Aus der Optik der Unternehmen macht Lehrlingsausbildung nur Sinn, um damit für genügend junge Berufsleute zu sorgen.

Die Bildungsindustrie versucht, die ausbleibenden Lehrlinge mit Weiterbildungsangeboten zu kompensieren. Für uns ein Teufelskreis. Wir brauchen motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte und nicht halbpatzige Kaufleute. Die Schwemme von technischen Kaufmännern ist enorm. Die meisten machen dann irgendeinen Sachbearbeiter-Job, ob das der berufliche Aufstieg ist oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.

Gute, zuverlässige Berufsleute sind das Fundament des Gewerbes. Diese Leute müssen wir wertschätzen und in ihrem Aufgabengebiet fordern und fördern. Die Rahmenbedingungen sind definitiv schwieriger geworden. Ich denke, unsere Berufe gehören zu den anspruchsvollsten Handwerksberufen überhaupt. Wenn immer mehr Druck auf sie weitergegeben wird, werden wir die jungen Leute kaum halten können. Hier stehen wir Unternehmer in der Verantwortung: Wir müssen die Schäden so kalkulieren, dass einerseits die Rentabilität sichergestellt ist und andererseits der Druck auf unsere Mitarbeiter vernünftig bleibt. Unsere Mitarbeiter leisten gerne viel. Der Job ist interessant und abwechslungsreich. Eine produktive Tätigkeit mit einem tollen Ergebnis gibt Befriedigung. Doch wer sich preislich schikanieren lässt (egal ob vom Kunden, der Versicherung oder der Garage) und diesen Druck einfach auf die Mitarbeiter weitergibt, schaufelt sich sein eigenes Grab.




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