Schon zwei Mal hat es in den letzten Tagen bis ins Flachland geschneit. Die Folgen? Medienmitteilungen über prekäre Strassenverhältnisse, Blechschäden in Serie und Kilometer lange Staus.
Wo ich hinkomme: „Gell, jetzt habt ihr streng?"; „Toll für dich, dieses Spenglerwetter!"; usw.
Jahrzehntelang habe ich dies kommentiert. Von Statistiken geschwafelt, erklärt, dass wir von März bis September «Saison» haben. Dass es bei Schnee zwar zu spektakulären Unfällen komme, es aber viele Totalschäden gebe und die Summe der Unfälle kleiner sei. Immer hat mein Gegenüber ungläubig gestaunt. Und es mir eigentlich auch nie geglaubt. Schliesslich hört man den ganzen Sommer kaum etwas von Unfällen (höchstens von einem dämlichen Raserunfall), bei Schnee aber ständig.
Heute gebe ich meinem Gesprächspartner Recht. Ich widerspreche nicht mehr. Die Leute machen einen klassischen Denkfehler, dieser ist wissenschaftlich erforscht und hat einen Namen: The Confirmation Bias, zu Deutsch in etwa der Bestätigungsfehler. Erfunden, oder besser gesagt, erforscht wurde dieser Fehler vom bekannten Denkpsychologen Peter Cathcart Wason.
Der Confirmation Bias ist der Vater aller Denkfehler. Die Psychologie spricht von der Neigung, dass der Mensch die Informationen so auswählt und interpretiert, wie sie für ihn logisch sind. Fakten werden ausgeblendet und Informationen, wie ich sie meinem Gesprächspartner auflistete, ignoriert.
Kürzlich bekam ich sogar einen schönen Flyer von Eurotaxglass’s mit einem freundlichen Brief: „Mit dem Kalkulationsprogramm Eurotax RepairEstimate haben Sie das perfekte Werkzeug, um gerade in der für Carrosseriebetriebe arbeitsintensiven Winterzeit effizient kalkulieren zu können". Wir sehen: Selbst Fachleute mit Branchenkenntnis erliegen dem Confirmation Bias.
Ich widerspreche also nicht mehr. Ich gebe meinem Gegenüber Recht. Das gibt viel angenehmere Gespräche und ich bleibe meinem Gesprächspartner nicht als Besserwisser in Erinnerung. Schliesslich haben wir ja auch im Winter Arbeit. Auch im Winter passieren Missgeschicke. In der Regel haben sie einfach nichts mit Schnee zu tun.