Wir kennen das aus der Tierwelt: Um dem Weibchen Eindruck zu machen, präsentiert sich ein balzender Blauer Pfau mit seiner wunderschönen, ausgebreiteten Federkrone.
Auch Autohersteller kennen neuerdings dieses Aufplustern. Besonders die französischen Hersteller versuchen, durch spektakuläre Farbeffekte die potentiellen Autokäufer zu beeindrucken und stellen Fahrzeuge in den Showroom, welche sich durch diese Farbeffekte vom Durchschnitt abheben.
Kaum ein Verkäufer orientiert Kunden darüber, dass die einwandfreie Reproduktion dieser Speziallackierungen sehr aufwändig und entsprechend kostenintensiv ist.
Wir hatten kürzlich eine besondere Herausforderung in unserem Betrieb: Siriusgelb eines französischen Herstellers. Die Farbe wird in vier Schichten aufgebaut. Wie das funktioniert, ist hier beschrieben:
Dank der hohen Kompetenz und dem grossen Einsatz unseres Lacklieferanten AkzoNobel ist es uns gelungen, die Lackierung so auszuführen, dass sie unseren Anforderungen an die Optik entsprochen hat. Doch der Aufwand dazu war schlichtweg unverhältnismässig. Durch die verschiedenen durchscheinenden Schichten liegt die Reproduktion im Zufallsbereich: Ein Hauch mehr oder weniger von der zweiten und/oder der dritten Schicht und das Ergebnis ist ein anderes. Zudem „bauten“ wir das Auto zum Lackieren der zweiten und dritten Schicht zusammen, um ein Abweichen zu verhindern. Zum Auftragen des Klarlackes mussten logischerweise wieder die Einzelteile bearbeitet werden.
Wieviel von unserem geleisteten Aufwand entschädigt wird, ist im Moment noch offen. Denn geeinigt haben wir uns diesbezüglich noch nicht. Zum Glück handelt es sich um einen Haftpflichtfall. Ein Schaden aufgrund einer unerlaubten Handlung mit der Folge der unfreiwilligen Vermögensverminderung für den Geschädigten ist juristisch halt einfacher als wenn es ein Kaskoschaden wäre.
Und hier wären wir schon beim nächsten Punkt: Nicht nur der Autoverkäufer sollte seinen Job richtig machen und den Kunden auf die aufwändige Reproduzierbarkeit aufmerksam machen. Auch die Versicherung sollte aufgrund ihres Risk Managements derartige Kosten berücksichtigen und bei der Tarifierung entsprechend kalkulieren. So müssten wir uns dann auch nicht mit der Verrechnung unseres Aufwandes herumärgern.
Dies könnte auch Auswirkungen auf den Kaufentscheid haben. Eine Kundin erkundigte sich kürzlich über den Grund des hohen Preises für ihren vermeintlich kleinen Schaden. Wir erklärten ihr die Problematik von einer 3-Schicht Perleffektlackierung. Darauf unsere Kundin: „Ach so, das ist eine Spezialfarbe. Davon habe ich nichts gewusst und der Verkäufer hat mir auch nichts gesagt. Ich wollte einfach ein weisses Auto". Auch unser Kunde mit dem gelben Auto würde dieses Fahrzeug nie mehr kaufen. Er kauft jetzt einen schönen Audi. Der sieht auch in schlichtem Weiss gut aus.