Die Schadensteuerung ist in der Schweiz angekommen. Immer mehr VSCI-Carrossiers stören sich daran, dass sie gezielt vom Markt ausgeschaltet werden. Sie stören sich am meisten an den Versicherungsprodukten von AMAG, Emil Frey, Mercedes-Benz usw.
Eigentlich erstaunlich. Denn diese Produkte sind nicht das Problem an sich, sondern nur eine Folge davon. Um es theatralisch zu sagen: Sie sind die Metastasen, und nicht das Krebsgeschwür. Sie wurden erfunden, um die Wegsteuerung zu bremsen.
Das eigentliche Krebsgeschwür ist die Schadensteuerung der Versicherung. Und dieses begann vor über 15 Jahren zu wuchern.
Unter dem Namen «Habicht» mit Begleitung durch die Consulter von McKinsey begann 1995 die wuchernde Zellteilung.
Ich war damals noch in Amt und Würden als Geschäftsleitungsmitglied des VSCI. Ich versuchte mit allen Mitteln, diese Entwicklung zu bremsen. Leider war ich der einzige (später kam noch Thomas Hauser in die GL und unterstützte mich). Denn alle anderen Chargierten witterten die grosse Chance: Aufgrund ihrer Bekanntheit waren sie die ersten, welche lukrative Verträge von den Versicherungen bekamen.
Das ist bis heute so geblieben. Wie in der Feudalherrschaft: Die Oberen bekommen Versicherungsverträge mit guten Konditionen, das Fussvolk (also der normale Carrosseriebetrieb) kann bluten. Mittels GAV-AVE wird dann diesem noch der letzte Franken aus dem Sack genommen.
Der neue Präsident hat es vorgemacht: Quasi als erste Amtshandlung hat er den Zürich-Vertrag unterschrieben, mit weit besseren Konditionen als sonst üblich. Gemäss eigenen Angaben kam er mit 5 – 10 Prozent weg (nachzulesen im «Lackiererblatt» November 2011). Die meisten anderen Betriebe haben für die Zürich Verrechnungssätze, welche bis zu 20 und mehr Prozent unter dem normalen Satz liegen.
Auch wenn es spät ist, zu spät ist es noch nicht. Doch um Erfolg zu haben, braucht es eine Strategie: Der Verband muss sich klar gegen die Schadensteuerung aussprechen. Die Mitglieder müssen aufgefordert werden, keine Verträge zu unterschreiben oder bestehende zu kündigen. Die Chargierten machen diesen Schritt sofort oder sie geben ihr Amt ab. Der VSCI nimmt zudem Kontakt mit dem AGVS auf und versucht, in der Sache gemeinsam aufzutreten (Anmerkung: So wie das der AGVS schon mal versucht hat).
Andernfalls drohen früher oder später auch in der Schweiz holländische Verhältnisse. Spätestens dann wechsle ich den Job.